Pflegegrade 1-5: Alles Wichtige zur Pflegebegutachtung, Einstufung und Pflegebedürftigkeit 2025

Wenn ein geliebter Mensch plötzlich oder schleichend auf Hilfe angewiesen ist, stürzt auf Angehörige eine Welt voller Fragen, Sorgen und organisatorischer Herausforderungen ein. Der Wunsch, den Eltern oder dem Partner ein Leben in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen, steht oft im Konflikt mit der Ungewissheit über die Finanzierung und Organisation der Pflege.

Aus über 15 Jahren Erfahrung in der Begleitung von tausenden Familien wissen wir: Der Schlüssel zu einer sicheren, würdevollen und finanzierbaren Pflege zu Hause liegt im richtigen Pflegegrad. Er ist die offizielle Anerkennung der Pflegebedürftigkeit und öffnet die Tür zu den wichtigen Pflegeleistungen der Pflegeversicherung.

Dieser Leitfaden soll Ihnen als verlässlicher Kompass dienen. Wir erklären Ihnen Schritt für Schritt, was die fünf Pflegegrade bedeuten, welche Leistungen Ihnen zustehen und wie Sie die Einstufung erfolgreich meistern. Denn Sie sind auf diesem Weg nicht allein.

Pflegerin hilft alter Frau mit Kruecke beim Aufstehen
Älterer Mann im Rollstuhl mit freundlicher Betreuerin

Das Wichtigste zu den Pflegegraden auf einen Blick

  • Was sind Pflegegrade?
    Die Pflegegrade 1 bis 5 sind in Deutschland das offizielle Maß zur Einstufung der Pflegebedürftigkeit. Sie haben 2017 die alten Pflegestufen abgelöst.
  • Wovon hängt der Pflegegrad ab?
    Die Einstufung hängt nicht mehr von Pflegeminuten ab, sondern vom Grad der Selbstständigkeit einer Person. Dieser wird in sechs Lebensbereichen (Modulen) bei einer Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD) mit Punkten bewertet.
  • Warum ist der Pflegegrad entscheidend?
    Je höher der Pflegegrad, desto umfangreicher sind die finanziellen Ansprüche und Leistungen aus der Pflegeversicherung, wie z. B. Pflegegeld für die Pflege durch Angehörige oder Pflegesachleistungen für professionelle Dienste.

Die fünf Pflegegrade im Detail: Von geringer bis schwerster Beeinträchtigung

Die Einstufung in einen Pflegegrad erfolgt anhand eines Punktesystems (0-100 Punkte), das in § 15 des Elften Sozialgesetzbuches (SGB XI) definiert ist. Ziel ist es, den Grad der verbliebenen Selbständigkeit zu bewerten. Je mehr Punkte bei der Pflegebegutachtung ermittelt werden, desto höher die Beeinträchtigung und desto höher der Pflegegrad.

Pflegegrad Benötigte Punkte Kurzbeschreibung der Selbstständigkeit Typisches Beispiel
Pflegegrad 1 12,5 bis < 27 Geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit. Eine Person benötigt gezielte Unterstützung im Alltag, z. B. bei der Haushaltsführung oder der Organisation von Arztterminen.
Pflegegrad 2 27 bis < 47,5 Erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit. Eine Person braucht mehrmals täglich Hilfe, z. B. bei der Körperpflege am Morgen und Abend.
Pflegegrad 3 47,5 bis < 70 Schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit. Eine Person benötigt umfassende Hilfe bei der Körperpflege, Ernährung und Mobilität.
Pflegegrad 4 70 bis < 90 Schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit. Eine Person ist weitgehend unselbstständig und oft bettlägerig, benötigt intensive Unterstützung.
Pflegegrad 5 90 bis 100 Schwerste Beeinträchtigung mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung. Wie Pflegegrad 4, oft mit ständiger Beaufsichtigung (z. B. bei fortgeschrittener Demenz) oder komplexem Pflegebedarf.

Der Weg zum Pflegegrad: Schritt für Schritt erklärt

Der Prozess von der Erkenntnis der Pflegebedürftigkeit bis zum Erhalt des Bescheids kann emotional und bürokratisch wirken. Wir führen Sie durch die vier zentralen Etappen.
1
Der Antrag auf einen Pflegegrad
2
Die Pflegebegutachtung durch den MD
3
Das Gutachten und der Bescheid
Ein älteres Paar bespricht ein Dokument

Schritt 1: Der Antrag auf einen Pflegegrad

  • Wo? Den Antrag stellen Sie bei der Pflegekasse der pflegebedürftigen Person. Diese ist direkt an die Krankenkasse angebunden.
  • Wie? Ein formloser Anruf, eine E-Mail oder ein Brief genügen für den Anfang. Darin äußern Sie den Wunsch nach Leistungen der Pflegeversicherung. Die Pflegekasse schickt Ihnen daraufhin die nötigen Formulare zu.
  • Wichtig: Die Leistungen werden rückwirkend ab dem Monat der Antragstellung gezahlt. Zögern Sie also nicht, den ersten Schritt zu tun, auch wenn Sie noch unsicher sind.
Ein lächelnder Mann und eine lächelnde Frau mittleren Alters halten zu Hause gemeinsam Dokumente in der Hand.

Schritt 2: Die Pflegebegutachtung durch den MD

Nach dem Antrag kündigt sich der Medizinische Dienst (MD bei gesetzlich Versicherten) oder MEDICPROOF (bei privat Versicherten) für einen Hausbesuch an. Dieser Termin ist entscheidend für die Einstufung.

  • Was passiert? Ein Gutachter oder eine Gutachterin verschafft sich ein Bild von der Alltagssituation und bewertet anhand eines standardisierten Fragenkatalogs die Selbstständigkeit der Person.
  • Vorbereitung ist alles: Seien Sie auf diesen Termin gut vorbereitet. Beschreiben Sie die Situation ehrlich und ungeschönt. Verharmlosen Sie keine Probleme aus falschem Stolz.
  • Unser Tipp aus der Praxis: Führen Sie vorab ein Pflegetagebuch, in dem Sie über 1-2 Wochen genau dokumentieren, wobei und wie oft Hilfe benötigt wird. Legen Sie auch Arztbriefe und Medikamentenpläne bereit. Das schafft eine objektive Grundlage für das Gutachten.
Ein lächelndes, älteres Paar

Schritt 3: Das Gutachten und der Bescheid

Basierend auf der Begutachtung erstellt der MD ein Gutachten mit einer Punktzahl und einer Empfehlung für einen Pflegegrad. Die Pflegekasse trifft auf dieser Grundlage die endgültige Entscheidung und schickt Ihnen den schriftlichen Bescheid zu. Dies dauert in der Regel drei bis fünf Wochen.

Die Pflegebegutachtung: Das Herzstück der Einstufung in die fünf Pflegegrade

Um zu verstehen, wie die entscheidende Punktzahl zustande kommt, ist ein Blick auf die sechs Bewertungsbereiche (Module) unerlässlich. Hier prüft der Gutachter, wie selbstständig Ihr Angehöriger ist.
Modul 1
Mobilität

Kann die Person allein aufstehen? Sich im Wohnbereich fortbewegen? Treppen steigen?

Modul 2
Kognitive und kommunikative Fähigkeiten

Kann sich die Person zeitlich und räumlich orientieren? Eigene Entscheidungen treffen? Gesprächen folgen?

Modul 3
Verhaltensweisen und psychische Problemlagen

Gibt es nächtliche Unruhe, Ängste, Aggressionen oder depressive Phasen, die Unterstützung erfordern?

Modul 4
 Selbstversorgung

Gelingt die tägliche Körperpflege (Waschen, Duschen, Toilettengang) allein? Wie sieht es mit dem An- und Auskleiden und der Nahrungsaufnahme aus?

Modul 5
Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen

Wie gut gelingt der selbstständige Umgang mit krankheitsbedingten oder medikamentösen Therapien? Kann die Person Medikamente einnehmen, Blutzucker messen oder Arztbesuche organisieren?

Modul 6
Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

Ist die Person in der Lage, ihren Tagesablauf zu planen? Kontakte zu pflegen? Sich zu beschäftigen?

Die Punkte aus diesen Modulen werden unterschiedlich gewichtet und ergeben eine Gesamtpunktzahl, die über den Pflegegrad entscheidet.

Finanzen
Eine Beraterin oder Ärztin erklärt einer älteren Frau etwas.

Unsicher, welcher Pflegegrad der richtige ist? Unser Rechner gibt Ihnen Orientierung

Wir wissen aus vielen Gesprächen: Die Tabellen mit den Punkten und die sechs Module der Begutachtung können auf den ersten Blick komplex und unübersichtlich wirken. Vielleicht fragen Sie sich in diesem Moment: Reicht der Hilfebedarf bei meinem Angehörigen bereits für einen Pflegegrad? Welcher der fünf Pflegegrade könnte es realistisch sein? Ist nach einer Verschlechterung des Zustands vielleicht eine Höherstufung möglich?

Um Ihnen eine erste, verlässliche Einschätzung zu geben – ganz ohne sich durch die Details der mathematischen Gewichtung kämpfen zu müssen – haben wir unseren kostenlosen Pflegegradrechner für Sie entwickelt. Er führt Sie Schritt für Schritt durch dieselben Alltagsbereiche, die auch ein Gutachter des Medizinischen Dienstes betrachtet. So erhalten Sie in wenigen Minuten eine fundierte Schätzung, die Ihnen als wertvolle Grundlage für den offiziellen Antrag dient.

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Die wichtigsten Leistungen der Pflegeversicherung je Pflegegrad

Mit einem anerkannten Pflegegrad haben Sie Anspruch auf verschiedene Leistungen. Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen umfassenden Überblick.

Leistung Pflegegrad 1 Pflegegrad 2 Pflegegrad 3 Pflegegrad 4 Pflegegrad 5
Pflegegeld (für selbst organisierte Pflege) kein Anspruch 347 € 599 € 800 € 990 €
Pflegesachleistungen (für ambulanten Pflegedienst) Anspruch nur über Entlastungsbetrag 796 € 1497 € 1859 € 2299 €
Entlastungsbetrag (zweckgebunden) 131 € 131 € 131 € 131 € 131 €
Tages-/Nachtpflege (teilstationär) Anspruch nur über Entlastungsbetrag 721 € 1.357 € 1.685 € 2.085 €
Gemeinsames Entlastungsbudget (für Verhinderungs- & Kurzzeitpflege) 0 € 3.539 € 3.539 € 3.539 € 3.539 €
Wohnraumanpassung (Zuschuss) bis 4.180 € bis 4.180 € bis 4.180 € bis 4.180 € bis 4.180 €
Pflegehilfsmittel (zum Verbrauch) bis 42 € bis 42 € bis 42 € bis 42 € bis 42 €

Hinweis: Pflegegeld und Pflegesachleistungen können auch kombiniert werden (Kombinationsleistung).

Eine ältere Frau ist am Mobiltelefon. Sie bespricht ein Dokument. Dabei erhält sie Neuigkeiten.

Was tun, wenn der Bescheid da ist? Widerspruch und Höherstufung

Nicht immer entspricht der erste Bescheid der tatsächlichen Pflegesituation. Es ist Ihr gutes Recht, zu handeln.

  • Widerspruch einlegen: Sind Sie mit der Einstufung nicht einverstanden, können Sie innerhalb eines Monats nach Erhalt des Bescheids schriftlich Widerspruch einlegen. Fordern Sie das Gutachten des MD an, um die Begründung nachzuvollziehen. Oft führen Fehler im Gutachten oder eine unvollständige Darstellung der Situation zu einer falschen Einstufung.
  • Pflegegrad erhöhen (Höherstufungsantrag): Verschlechtert sich der Gesundheitszustand Ihres Angehörigen, können Sie jederzeit einen Antrag auf Höherstufung des Pflegegrads stellen. Der Prozess mit erneuter Begutachtung beginnt dann von vorn.
Leistungen/Qualität
Eine alte Dame im Rollstuhl ist mit Pflegerin unterwegs im Park

Sicherheit und Geborgenheit: Wie der richtige Pflegegrad die Betreuung zu Hause ermöglicht

Sie sehen, der Weg durch das System der Pflegegrade kann komplex und emotional belastend sein. Aber Sie müssen ihn nicht allein gehen.

Seit über 15 Jahren ist es unser Anliegen, pflegebedürftigen Menschen ein Leben in Würde und Geborgenheit im eigenen Zuhause zu ermöglichen. Das erreichen wir durch die Vermittlung von erfahrenen und liebevollen Betreuungskräften aus Osteuropa, die eine persönliche Rundum-Betreuung sicherstellen.

Genau für diese verantwortungsvolle Aufgabe wurden wir als Testsieger bei Stiftung Warentest (Ausgabe test 05/2017) ausgezeichnet und sind Pioniere der Qualitätsnorm DIN SPEC 33454.

Aus dieser langjährigen Erfahrung wissen wir: Ein fair eingestufter Pflegegrad ist der entscheidende finanzielle Baustein, um den Wunsch nach einem Leben in der vertrauten Umgebung Wirklichkeit werden zu lassen. Unser erfahrenes Expertenteam berät Sie deshalb nicht nur bei der Auswahl der perfekten Betreuungskraft, sondern begleiten Sie auch aktiv bei der Beantragung oder Höherstufung des Pflegegrads. Wir wissen, worauf es bei der Begutachtung ankommt, und bereiten Sie optimal darauf vor.

Das Pflegegeld, das Ihnen zusteht, ist dabei die finanzielle Grundlage, um eine professionelle Rundum-Betreuung zu sichern und Ihnen als Angehörigen die nötige Entlastung zu schenken.

Lassen Sie uns gemeinsam den besten Weg für Sie und Ihre Lieben finden. Wir nehmen uns Zeit für Ihre Geschichte und erstellen Ihnen ein transparentes und unverbindliches Angebot.

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Ältere Frau und junge Pflegekraft an einem sonnigen Tag im Park

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Pflegegraden

Wie lange dauert es vom Antrag bis zum Bescheid?
Die Pflegekasse ist gesetzlich verpflichtet, innerhalb von 25 Arbeitstagen nach Antragseingang eine Entscheidung zu treffen.
Gilt der Pflegegrad für immer?
Nein, der Pflegegrad ist nicht in Stein gemeißelt. Bei einer Verbesserung des Zustands kann eine niedrigere Einstufung erfolgen, bei Verschlechterung kann eine Höherstufung beantragt werden. Wiederholungsbegutachtungen sind ebenfalls möglich.
Was ist der Unterschied zwischen Pflegegeld und Pflegesachleistungen?
  • Pflegegeld erhalten Sie zur freien Verfügung, um die Pflege selbst zu organisieren (z. B. durch Angehörige oder eine 24 Stunden Betreuungskraft).
  • Pflegesachleistungen sind ein Budget, das direkt mit einem zugelassenen ambulanten Pflegedienst für dessen professionelle Leistungen abgerechnet wird.

Zählt Demenz bei der Begutachtung besonders?
Ja, seit der Einführung der Pflegegrade werden kognitive und psychische Beeinträchtigungen (Module 2 und 3) deutlich stärker gewichtet als früher. Menschen mit Demenz erhalten daher oft leichter einen angemessenen Pflegegrad, der ihren hohen Betreuungsbedarf widerspiegelt.