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Alltag im Pflegeheim – Izabela Brückner erzählt

Alltag im Pflegeheim – Izabela Brückner erzählt

Experteninterview

Wenn Alter oder Krankheit das Leben eines Menschen dominieren, Pflegebedürftige sich nicht mehr alleine versorgen können oder der Alltag sich schleichend aber sicher zu einer Herausforderung gestaltet, stellen sich viele Angehörige die Frage, ob ein Umzug in ein Senioren- oder Pflegeheim nicht die beste Lösung sei.

Izabela Brückner, examinierte Altenpflegerin, ehemalige Pflegedienstleiterin und Einrichtungsleiterin, jetzige Kundenbetreuerin bei Pflege zu Hause Küffel, kennt aufgrund ihrer Qualifikationen und jahrelangen Erfahrungen alle Fragen, Sorgen und Herausforderungen, die mit einem Umzug in ein Pflegeheim verbunden sind. In unserem heutigen Blogbeitrag erzählt Frau Brückner über den Alltag und die Herausforderungen im Pflegeheim.

  1. Wenn der Umzug in eine pflegerische Einrichtung unausweichlich scheint, was würden Sie Interessierten bei der Wahl eines Pflegeheims empfehlen und worauf sollten sie unbedingt achten?
    Es gibt viele Dinge, an denen man ein gutes Pflegeheim erkennen kann. Ganz grundlegend sind Sauberkeit – muffiger Geruch ist ein schlechtes Zeichen – helle „Einzelzimmer“ und moderne Bäder. Das Personal sollte freundlich und kompetent sein. Ein wechselndes Freizeitangebot und ein abwechslungsreicher Speiseplan sind ebenfalls wichtige Zeichen. Achten Sie hierzu auf Aushänge. Schließlich sollten Sie noch auf die Lage des Heims achten. Gibt es Grünflächen, einen Garten, Einkaufsmöglichkeiten oder einen fahrbaren Kiosk? Führen Sie gerne auch Gespräche mit den Bewohnern oder anderen Angehörigen. Wirken Bewohner auf Sie freundlich oder aufgeschlossen? Oder haben Sie gar den Eindruck, dass sie in sich gekehrt, ruhig oder verhalten wirken? Lassen Sie sich auch zum Heimbeirat sowie zum Qualitäts- und Beschwerdemanagement informieren.
  2. Was macht tatsächlich ein gutes und kompetentes Pflegeheim aus?
    Herzstück eines guten Pflegeheims sind natürlich kompetente Mitarbeiter und Fachpersonal. Ein herzliches Miteinander sollte den Umgang prägen und nicht der Eindruck von hektischer Arbeit und Überforderung. Wichtig ist auch die sogenannte Arbeit nach Biographie, sprich die Mitarbeiter gehen individuell auf die Bewohner und ihre Lebensgeschichte ein. Fließbandarbeit ist absolut tabu. Bewohner sollten außerdem die Möglichkeit haben, ihren Tag nach Wunsch zu strukturieren. Sie dürfen z. B. ausschlafen, können alte Gewohnheiten und Hobbys soweit wie möglich pflegen und haben das Gefühl, dass sie hier ein Zuhause gefunden haben.
  3. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Wie würden Sie das Leben und den Alltag im Pflegeheim am besten beschreiben?
    In meiner Erfahrung ist das Leben im Pflegeheim tatsächlich eine klare Trennung vom bisherigen, alten Leben. Viele Entscheidungen werden jetzt durch Angehörige oder das Personal getroffen und das private, eigenständige Leben ist nicht mehr im selben Maße möglich. Das hat gute und schlechte Seiten. Negativ ist dabei, dass die bisherige Tagesstruktur nicht mehr selbst bestimmt wird. Wünsche können nicht mehr vollständig oder nur noch teilweise umgesetzt werden. Auch die Tatsache, dass statt eines ganzen Hauses nur noch ein Zimmer zur Verfügung steht, manchmal auch nur ein Doppelzimmer, ist oft schwierig. Dadurch müssen Liebgewonnenes, Privates oder Erinnerungen zurückgelassen werden. Viele Senioren waren z. B. durch den Verlust eines Partners einsam und können neue Bekanntschaften knüpfen, ja, sogar neue Partner finden. Sie werden Teil einer Gemeinschaft. Auch der geregelte Tagesablauf kann eine gute Stütze sein und eine abwechslungsreiche Verpflegung ist etwas, das beim Alleinleben oft auf der Strecke bleibt. Schließlich tut vielen Senioren die liebevolle, wertschätzende Betreuung auch ganz allgemein sehr gut.
  4. Was sind aktuell die größten Herausforderungen in den Pflegeheimen?
    Momentan ist es schwierig, Pflegepersonal zu finden. Viele Pflegefachkräfte (PFK) orientieren sich neu, weil sie überfordert sind und an ihre Grenzen stoßen. Es kommt zu einer Art Flucht oder Resignation aus dem Beruf, verursacht durch den ständig wiederkehrenden Leistungsdruck. Der Beruf muss durch verbesserte Rahmenbedingungen, identische Personalschlüssel sowie einheitliche Gehaltsanpassungen attraktiver gemacht werden. Leistungsdruck, Hektik und Resignation sowie schlechte Bezahlung, insbesondere starke und ungerechte Unterschiede zwischen Ost und West: Diese Probleme müssen dringend gelöst werden.
  5. Sie sind nicht nur eine Expertin was die Pflege in Pflegeheimen betrifft. Sie kennen sich auch sehr gut mit der 24-Stunden-Pflege durch eine osteuropäische Betreuungskraft aus. Welche Vor- und Nachteile bringen jeweils diese beiden Pflegemodelle mit sich?
    Alle Pflegemodelle haben Vor- und Nachteile.
    Im Pflegeheim wissen Angehörige, dass ihre Lieben in guten Händen sind. Sie werden damit weitgehend entlastet. Die Bewohner werden aktiviert und integriert. Sie sind damit auch vor Vereinsamung geschützt, knüpfen neue Kontakte und sogar neue Partnerschaften. Eine gesicherte medizinische Betreuung sowie eine klare Tagesstruktur, täglich wechselndes Freizeitangebot, geregelte Verpflegung und eine pflegerische Versorgung rund um die Uhr sind weitere große Pluspunkte. 

    Bei allem Positiven gibt es aber auch Nachteile. Der Umzug bedeutet immer die Trennung von vielen Besitzstücken, von Erinnerungen sowie Freunden und Bekannten, wie den Nachbarn. Das verursacht Stress und der Abschied vom alten Leben kann sehr schwer fallen. Leider gibt es in Pflegeheimen auch überfordertes Personal und Hektik. Oftmals ist auch keine Zeit für ein Pläuschchen zwischen Kollegen oder Personal mit dem Bewohner. Manchmal werden Bewohner auch zu festen Zeiten geweckt und können nicht in Ruhe ausschlafen. Bei Demenz kann es sein, dass überforderte Mitarbeiter auf Ruhigstellung und Sedierung zurückgreifen. Auch wenn es die Möglichkeit für neue Kontakte gibt, kommt es natürlich auch in Pflegeheimen zu Vereinsamung, vor allem, wenn keine oder nur wenige Angehörige zu Besuch kommen oder der Bewohner einfach nicht integriert wird. Gerade diese Vereinsamung und die Sehnsucht nach dem alten Leben können zum Teil dazu führen, dass Bewohner früher sterben. 

    Die 24-Stunden-Betreuung hat natürlich auch klare Vor- und Nachteile.
    Das große Plus: Der Mensch bleibt in seiner gewohnten Umgebung und in seinem alten Leben. Das tut gut, man sagt ja auch „Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Gewohnte Abläufe bleiben erhalten. Der tägliche Kontakt schützt außerdem vor Vereinsamung und die betreuungsbedürftige Person wird gezielt aktiviert. Erfolgt die Pflege gemeinsam mit einem Pflegedienst, werden die Angehörigen entlastet, können ihren Beruf ausüben und durchatmen. Nachteile ergeben sich vor allem dann, wenn die Pflege nicht ordnungsgemäß verläuft z.B. wenn durch das Krankheitsbild der Demenz Pflegebedürftige mit Medikamenten ruhiggestellt werden müssen. Auch bei schwerer Demenz kann es zu hoher psychischer Belastung kommen. Übernehmen Angehörige die Pflege selbst, müssen sie eventuell ihre Arbeit aufgeben. Schließlich gibt es auch ganz praktische Probleme, wenn die Bauform des Hauses nicht für eine Betreuung in der Häuslichkeit geeignet ist. Dann wäre ein Umbau notwendig. Hierzu sollte man sich unbedingt durch geschulte Pflegeberater, Pflegestützpunkte oder die Pflegekasse beraten lassen.

  6. Wenn Sie heute vor der Entscheidung stehen, dass ein Angehöriger von Ihnen Hilfe im Alltag benötigt, für welche Betreuungsform würden Sie sich entscheiden und warum?
    Meine Entscheidung ist ganz klar „ambulant vor stationär“. Grund dafür ist das, was ich zu Frage vier gesagt habe. Die Herausforderungen für Pflegekräfte sind aktuell sehr hoch und eine adäquate Betreuung kann nicht immer gewährleistet werden.
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